Nach dem Rechten sehen bei den Goldkindern

Juli 2015:

„Liebe Freunde der Goldkinder,

unten auf dieser Seite gibt es eine Bilder-Galerie, also unbedingt weiterlesen!

Ich grüsse Euch ganz herzlich aus dem fernen Thailand und möchte meine diesmal noch sehr frischen Eindrücke meines Besuches in Mae Sai weitergeben.

Inzwischen bin ich schon wieder auf Ko Lanta im Süden Thailands, um in meinem dortigen Gästehaus nach dem Rechten zu sehen, was  immer mit viel Arbeit und weniger Erholung verbunden ist.

Am 16.7. fliege ich schon wieder zurück nach Deutschland, dann geht es fast nahtlos weiter mit meinem Job in Basel.

Noch eine kurze Bilanz vorweg zu dem Spendenaufkommen der letzten Jahre.

Wie Ihr wisst, mussten wir Ende Mai beim Finanzamt erneut unsere Gemeinnützigkeit nachweisen bzw. einreichen. Ich denke und hoffe,dass dieser Vorgang auch dieses Mal, wie in der Vergangenheit, nahtlos über die Bühne gehen wird.

Angela , meine Stellvertreterin und Kassenwartin hat hervorragende Arbeit geleistet bei der Vorbereitung der Unterlagen. Damit hat sie mich wirklich sehr entlastet und dafür bin ich sehr dankbar. Ich gehe davon aus, dass Ihr auch immer pünktlich und korrekt Eure Spendenquittungen von Angela zugesandt bekommen habt und Ihr auch dafür dankbar sein könnt, obwohl das natürlich selbstverständlich sein sollte.

Angela hat bei der Gelegenheit mal das Spendenaufkommen in Geldwert seit der Vereinsgründung  2008  und das der letzten  5 Jahre errechnet. Ich war selber sehr angenehm überrascht, sind es doch seit der Vereinsgründung  über 62.000 Euro und in den letzten  5 Jahren über 52.000 Euro ( mit der Spende meines jetzigen Besuchs gerechnet )

Dazu kommen noch einige Tausend Euro gesponserter Impfstoffe und sicher ca. 100 Zentner Sachspenden.

Ich bin sehr glücklich über und natürlich auch stolz auf diese tolle Bilanz. Es steckt schon eine Menge Engagement dahinter und ist kein Selbstläufer. An alle Spender, Helfer, Mitstreiter an dieser Stelle ein grosses Dankeschön von mir aus vollem Herzen.

Nun aber zum aktuellen Besuch in der vorigen Woche.

Im Vorfeld hatte ich sehr viel Aufwand mit den zu organisierenden Impfstoffen.

Um eine möglichst genaue Anzahl der zu impfenden Kinder festzustellen, habe ich vorher im Projekt angefragt und erklärt, wie sie dort feststellen können, wieviel Kinder zu impfen sind..ob eine 1., 2. oder 3. Impfung nötig ist…sie haben unser deutsches Impfschema wirklich richtig verstanden  und mir geantwortet, dass 40 Impfungen nötig sind….eine überraschend hohe Anzahl..

Nachdem ich dann bei der Firma, die in den letzten 2 Jahren die Impfstoffe gesponsert hat, nachgefragt habe, konnte man mir dieses Mal nur soweit entgegenkommen , dass sie mir die Impfungen zum Einkaufspreis abgeben konnten, das waren immerhin auch ca. 2000 Euro.

Ich fand das sehr viel Geld und habe deshalb versucht, eine andere Quelle aufzutun. Ich hatte beim vorletzten Besuch im Projekt eine Apothekerin aus Bangkok kennengelernt, die meine Impfaktion damals mit Wohlwollen registrierte und mir in Aussicht stellte, in Zukunft bei ihr direkt die Impfstoffe ( für thailändische viel günstigere Preise ) zu beziehen.

Das klang sehr verlockend,  wenn ich zB an den mühsamen Transport mit Kühlung usw denke. Leider blieb meine mail an die Apothekerin unbeantwortet und auch der daraufhin  eingeschaltete Ngaow in Mae Sai, der mit ihr telefonierte, wurde vertröstet auf spätere Klärung….bisher leider ohne Erfolg.

Als ich mich nun wieder an die ursprüngliche Firma in DL wandte, war der Impfstoff plötzlich bis auf Weiteres nicht mehr lieferbar, auch in der Schweiz gibt es diese Engpässe, keine Ahnung, was genau dahinter steckt..

Jedenfalls musste ich nun das Vorhaben Impfungen leider total und im letzten Moment abhaken bzw auf das nächste Mal verschieben. Vielleicht finde ich in DL einen neuen Sponsoren oder es tut sich eine Quelle in Thailand auf.

Der Vorteil war natürlich, dass ich dafür den stolzen Betrag von 5.000 Euro an Ngaow übergeben konnte. Dazu kamen ca 30 kg wunderschöner Sachspenden, meistens Bekleidung, Schuhe und Spielsachen.

Leider habe ich nicht alle Sachspenden transportieren können, da ich wieder mal allein reiste. Aber ich werde Endes des Jahres das  Projekt erneut besuchen, vielleicht und hoffentlich auch mal wieder in Begleitung , dann gibt es Nachschub.

Bei childlife gibt es viele neue Kinder, einige sehr kleine darunter, aktuell sind es 60 Kinder im Projekt.

Sie müssen noch mit viel Mühe integriert werden, eine grosse Aufgabe für alle Beteiligten. Man merkt einen deutlichen Unterschied zwischen den  “ Alteingesessenen “ und den Neuankömmlingen.

Allein am Pflege- ( oder eher Unpflege- ) zustand sieht man , was chillife mit der Zeit aus den Kindern macht.

Was mich natürlich nicht verwundert, denn   wie soll ein 3- jähriger sich auch selber gründlich waschen und anziehen  können ? Vor allem dann, wenn er aus Verhältnissen kommt, wo Körperpflege nicht auf der  Tagesordnung stand, sondern eher der Kampf um’s Überleben.

Zum Glück helfen die Kinder sich untereinander, die Grossen betreuen die Kleinen, die „alten Hasen“ die Neuankömmlinge…sonst wäre dies Aufgabe nicht zu bewältigen.

Es gab auch eine neue junge Frau im Projekt, deren Integration ich allerdings als fraglich ansehe nach allem, was ich beobachten konnte.

Sie ist offenbar geistig behindert, Alter nicht bekannt und hat 2 kleine Kinder, die sie natürlich nicht in der Lage ist, zu versorgen. Mit einem ihrer beiden Söhne wurde sie bei childlife aufgenommen, vorher war sie mit beiden Kindern in einem anderen Hilfsprojekt, wo sie abtrünnig war. Wieder aufgegriffen, kam sie nun mit ihrem ca 2 jährigen Sohn bei Ngaow unter. Auch dort rannte sie wieder weg und wurde zurückgebracht.

Sie ist ausgesprochen aufsässig, lässt sich kaum in irgendwelche Schranken verweisen und ist den ganzen Tag hungrig und am Essen, was man ihr deutlich ansieht…die einzig Dicke im Projekt…aber sie fordert ganz penetrant immerzu Nachschlag bei den Mahlzeiten, die ja eher rationiert sind für die vielen hungrigen Mäuler. Wenn man ihr nicht freiwillig die 5. Portion überlässt, schleicht sie sich heimlich in die Küche und nimmt alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist.

Deshalb gibt es jetzt auch ein grosses Vorhängeschloss an der Küche, die übrigens zusammen mit dem offenen Speisesaal seit meinem letzten Besuch neu gebaut und fertiggestellt wurde.

Ausserdem wurde neue Duschen für die Kinder angrenzend an die Küche gebaut. Alles sehr liebevoll, wenn auch mit einfachen Mitteln  gestaltet und ein echter Fortschritt !

Allerdings erfuhr ich auch, dass das Wasser knapp ist für die neue grosse Küche und man sehr improvisieren muss beim Abwaschen und Saubermachen.

Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass es eine lange für diese Jahreszeit ungewöhnliche Trockenperiode in Nordthailand gibt, die sogar die Reisernte gefährdet.

Das wäre furchtbar, denn childlife baut ja inzwischen selbst viel Reis an ( selbst die kleinen Kinder sind in den Reisanbau mit einbezogen ) und kann mit den Einnahmen das knappe Budget zum Überleben  deutlich  aufbessern.  Ich konnte mich im Lager von den grossen Mengen zu verkaufenden Reis überzeugen, zT noch in Säcken oder eingeschweisst in 1 kg oder 5 kg Pakete.

Auch die Kaffeeernte hat gute Erträge gebracht, wie mir berichtet wurde und wovon ich mich an einem Verkaufsstand von Childlife in einem grossen Shopping Center in Mae Sai überzeugen konnte, wo 2 Kinder die Produkte von Childlife verkauften.

Was mir noch sehr positiv auffiel beim Rundgang durchs Projekt ,war ein neues grosses Gewächshaus mit gesund aussehendem  Gemüse und ein gut bepflanzter umgebener Garten für den Eigenbedarf.

Ich finde es wirklich beachtlich, welch‘ Fortschritte in Richtung  Selbsthilfe, im Erschliessen von neuen Wegen und Ressourcen und im Umsetzen immer wieder neuer und sehr kreativer Ideen gemacht werden.

Insofern habe ich immer wieder ein gutes Gefühl, dass die Spendengelder gut angelegt sind, nicht nur, um von der Hand in den Mund zu leben, sondern auch an die Zukunft zu denken.

Ich habe die Zeit meines  Besuchs vor allem genutzt, viel zu beobachten und mit allen Sinnen aufzunehmen.

Es habe immer wieder wunderbare Szenen mit den Kindern erlebt, Ihr wisst ja, ich könnte stundenlang erzählen und auch schwärmen, wie immer….

Zum Beispiel darüber:

Wahrscheinlich auch aus dem Grund der Wasserknappheit habe ich erstmalig Kinder beobachtet, die in den wenig einladenden kleinen See im Projekt stiegen und gleichzeitig ihre Kleidung direkt auf dem Körper,  ihre Haare und  ihren body wuschen…ich habe nicht schlecht gestaunt, aber sie sahen hinterher wirklich sauber aus.

Zu meiner Begrüssung hatte man wieder mal Tänze einstudiert, zuerst die grossen Mädels, dann die ganz Kleinen…es war herrlich…auch oder gerade weil zwischendurch immer wieder der Lautsprecher mit der Musik streikte und man 3 mal neu anfing…aber kein Murren, sondern immer wieder volle Hingabe bei sichtlicher Konzentration und Lampenfieber…anschliessend gab es Jasminketten, die mir die Kinder als Dank um den Hals hängten, immer wieder eine nette berührende Geste..

Was alles sonst noch mein  Herz berührt und meine Sinne geweckt hat, kann ich natürlich unmöglich wiedergeben. Ihr kennt ja meine Einstellung dazu….man muss es selber hautnah erleben, alles andere ist nicht mal die halbe Wahrheit.

Nur von meinem Abschied möchte ich noch berichten, weil es sehr spontan , aber dafür sehr herzlich ausfiel. Ich hatte meinen Abreisetag aus Versehen falsch, d.h, für einen Tag später angekündigt.

Als dieser Irrtum auffiel, wurden alle Kinder, die nach dem Abendessen schon in ihren Quartieren waren, zusammengetrommelt ( mit einer lauten Glocke ) und sie kamen angerannt, setzen sich brav im Speisesaal hin und lauschten den Abschiedsreden von Seiten des Projekts und mir. Dann wünschte ich mir noch ein Lied von den Kindern, was ganz spontan und aus voller Kehle geschmettert wurde.

Dann durften sich alle Kinder anstellen, damit ich sie zum Abschied ( bündelweise oder einzeln ) umarmen konnte…als ich merkte, dass viele der Kinder sich zum 2. Mal anstellen, konnte ich meine Tränen dann doch nicht mehr zurückhalten….als ich im Auto sass, drückten mir unzählige kleine Hände die Hand und wollten mich nicht loslassen, es war ein lautes Rufen und Winken , bis ich mit dem Auto davon rollte.

Ich kam mir vor wie bei einem Staatsbesuch, nur dass die Akteure eher die Schattengestalten in unserer Welt sind und ich nur ein ganz kleines Licht, was versucht, ihr Leben ein bisschen zu erhellen….

So, das war’s…ich hoffe, wenigsten einige unter Euch haben die Zeit und Geduld aufgebracht, meinen Bericht bis zu Ende zu lesen. Ich weiss inzwischen, dass das keineswegs selbstverständlich ist in unserer zeitfressenden, schnelllebigen Welt in Europa.

Ich werde  dann separat  noch ein paar Fotos und Videos senden. Wahrscheinlich aber erst nach meiner Rückkehr nach DL, weil mein Internet hier auf der Insel wahrscheinlich zu langsam ist.

Ich grüsse Euch alle sehr herzlich, wünsche Euch einen doch noch sonnigen Sommer, schöne Urlaubserlebnisse denen, die in deren Genuss kommen  und viel Achtsamkeit und Licht in Eurem Alltag.

Danke für alle Zuwendung  und Hilfe,

bis zum nächsten Mal,

Eure Gudrun Daugs, 1. Vorsitzender der Goldkinder e.V.“

BILDERGALERIE:

Bitte auf die einzelnen Fotos klicken (und danach noch mal) – dann werden auch die schiefen Fotos gerade!!

BILDERGALERIE: Bitte auf die einzelnen Fotos klicken (und danach noch mal) – dann werden auch die schiefen Fotos gerade!!

  • 17. Dezember 2015